DER TAG DER ARTENVIELFALT 22. MAI
Am 22. Mai wird der internationale Tag der Artenvielfalt gefeiert. Österreichs Landesjagdverbände werden dies zum Anlass nehmen, verstärkt auf die Bedürfnisse der Wildtiere hinzuweisen. So ist der Verlust geeigneten Lebensraumes Hauptfaktor für den europaweiten Artenrückgang. Hecken, Streuobstwiesen, Blühstreifen und üppige Waldrandgebiete sind Beispiele für wertvolle Ausgleichflächen, in denen Wildtiere Deckung und Nahrung finden. Die Jägerschaft unterstreicht in zahlreichen Projekten zur Pflege und zur Verbesserung dieser Biotope, ihren Einsatz für die Wildtiere. Ich darf wieder ein paar Tage in Tirol verbringen. Der Duft der Heublumenwiesen und die Rothirschrudel am Berg machen den Tag komplett.
Je komplizierter unsere Welt wird, desto stärker wird unsere Sehnsucht nach Dingen, die wir aus unserer eigenen Kraft bewältigen, die wir verstehen und in denen wir uns sicher und geborgen fühlen können. Es wächst die Lust am Archaischen. Dieser Lust wollen wir uns im folgenden Kapitel zunächst ganz unverdächtig nähern, nämlich über den Appetit. Das Essen von Tieren, die man selbst gejagt und getötet hat, ist ein Genuss. Zugleich aber bietet der Weg zu diesem Essen – die Jagd – Erkenntnisse, die für den Menschen in einer modernen Gesellschaft noch wichtiger sind als ein voller Magen. Leider tun sich Jäger, Angler und andere Archaiker manchmal etwas schwer, diese Vorteile beim Namen zu nennen. Ein sprachloser Zustand ist das, den wir überwinden sollten.
Ich habe immer ein Strahlen im Gesicht, wenn ich von meinem letzten Ausflug aus dem Atelier komme. Ich denke an die letzte Jagd. Wir hatten Feuer gemacht und einen Rehbock gestreckt. Als dann das Feuer zur Glut heruntergebrannt war, da hatten wir im Wald Bärlauch gesucht, das Fleisch gesalzen und gepfeffert, mit dem Kraut gefüllt, gegrillt und gegessen. Dazu gab es ein paar Kartoffeln, die wir in der Glut gebacken hatten. „Du, das war das beste Essen des letzten Jahres, ach was, der beste Tag!“, schwärmte ich und ich hatte das Gefühl, ein wahrhaft glücklicher Mensch zu sein. Es war die pure Lust am Archaischen, die aus mir sprach. Und doch weiß ich, wie viel mir meine Kunst bedeutet, denn ich schaffe etwas mit meinen Händen, vielleicht auch ein Ausdruck des Archaischen….


